Es gibt heutzutage wohl keine Craftbier-Bar oder einen gut sortierten Bottle Shop ohne eine Auswahl von New England IPAs (NEIPAs) im Sortiment. Die trüben, fruchtigen Hopfenbomben sind für viele synonym mit Craftbier geworden. Dabei gibt es diesen Stil an sich noch überhaupt nicht lange. Vor wenigen Jahren herrschte noch eine hitzige Debatte unter Bier-Liebhabern, ob das NEIPA überhaupt ein eigener Stil sei. Beendet wurde sie erst 2018 endgültig, als die US-amerikanische Brewers Association das NEIPA als offiziellen Bierstil hinzugefügt hat. Das NEIPA setzt den Fokus auf die durch unterschiedliche Hopfen herbeigeführte Fruchtigkeit anstelle der dominanten harzigen Bitterkeit beim West-Coast-Pendant. Der Stil wird gleichermaßen von Craftbier-Neulingen, wie von mit allen Bieren gewaschenen Hopheads geschätzt.
Als berühmtester und stilprägendster Vorreiter des NEIPA gilt das Heady Topper, das John Kimmich mit seiner Brauerei The Alchemist aus dem US-Bundesstaat Vermont bereits 2003 erstmals gebraut hat. Das Bier, das es jahrelang nur vom Fass gab, wurde zu einem Mundpropaganda-Erfolg und gilt bis heute noch als eins der begehrtesten und bestbewerteten India Pale Ales der Welt.
Noch bevor der Stil hierzulande ein Begriff war, brachten zwei Hobbybrauer aus Berlin das NEIPA nach Deutschland. Ursprünglich wollten die beiden Freunde Lukasz Wiacek und Georg Fürst gemeinsam Whisky machen. Doch dann kam es anders als geplant. Nachdem Web-Entwickler Wiacek 2015 ein spontanes Praktikum bei der jordanischen Mikrobrauerei Carkale absolviert hatte, war er angefixt. Weitere Praktika bei renommierten europäischen Craftbrauereien wie Beavertown in London und Põhjala in Tallinn folgten. Danach ging es in die USA, das heutige Herz der Craftbier-Industrie. Dort besuchte er mehrere Brauereien, sammelte weitere Erfahrungen und kehrte mit dem notwendigen Wissen um einen in Deutschland noch unbekannten, in den USA aber in seiner Beliebtheit rasant steigenden Bierstil zurück: das NEIPA. Die Whisky-Idee wurde auf Eis gelegt, und die beiden Freunde machten sich ans Brauen. Anfang 2017 brachten sie als Fuerst Wiacek mit A Quick One While She’s Away ihr erstes NEIPA in die Berliner Bars und wurden auf Anhieb zum Geheimtipp der Craftbierszene.
Heute ist Fuerst Wiacek natürlich kein Geheimtipp mehr, sondern eine Institution. Inzwischen hat das Brauer-Duo diverse Bierstile mit Erfolg gebraut, darunter auch eine Gose, eine fruchtige Berliner Weiße und einen cremigen Imperial Stout als Collab-Brew mit Põhjala. Doch es ist immer noch vor allem der trübe, intensiv gehopfte Gerstensaft, der sie auszeichnet. Kein deutscher Hophead kommt an den Bieren der beiden vorbei. Neben Frau Gruber und Sudden Death gilt Fuerst Wiacek als das Nonplusultra der fruchtigen, hazy Biere in Deutschland, aber auch international werden ihre Biere inzwischen mit wachsender Begeisterung getrunken. Erreicht wurde dieser kometenhafte Aufstieg als neuer Stern des Craftbier-Himmels nicht mit aufwändigem Marketing, sondern, wie bei The Alchemist, vor allem durch Mundpropaganda, ausgehend von Berliner Bars. Qualität setzt sich zum Glück eben doch gelegentlich durch. Auch ein Hauch von Exklusivität hat zum Erfolg der Marke beigetragen. Bis vor rund einem Jahr waren Fuerst Wiaceks Biere nur vom Fass zu haben. Daher war es letztes Jahr auch ein großes Ereignis für alle Craftbier-Liebhaber der Region, als die beiden das Tap Takeover in der einzigen Bonner Craftbier Bar, Bar Balthasar, veranstaltet haben. Inzwischen werden die Biere auch in Dosen abgefüllt, die dank eingefleischten Fans regelmäßig blitzschnell ausverkauft werden.
Noch brauen Fürst und Wiacek ihre Biere als Gypsy-Brauer beim Craft Zentrum Berlin von BRLO in Spandau, eine eigene Brauerei ist jedoch schon länger in Planung.
Das neuste hazy Hopfenwunder der beiden NEIPA-Meister heißt Toe Cutter und war bereits kurz nach dem Release im offiziellen Webshop der Brauerei vor wenigen Wochen restlos ausverkauft. Bei uns in der Craftquelle haben wir zum Glück noch einige vorrätig. Mit Citra, Amarillo und Ekuanot gehopft, steigt einem bereits beim Einschenken ein intensives, tropisch-fruchtiges Aroma in die Nase. Geschmacklich ist das 6,8% starke Bier eine Melange aus Maracuja, Aprikosen und einem Hauch von Zitrus. Die stilgerechte Haziness und das samtige Mundgefühl wurden hier im Gegensatz zu vielen NEIPAs ohne Zusatz von Hafer erreicht.
Das andere Fuerst-Wiacek-Bier bei uns im Laden ist das unter Kennern bereits beliebte und kürzlich wieder gebraute Cloud Theory. Dank Idaho 7 als Hopfen (neben Citra und Ekuanot) ist Cloud Theory ein klein wenig harziger und bitterer als das Toe Cutter. Im Geschmack dominieren Mango, Ananas und eine leichte Orangennote.
Da Fuerst-Wiacek ständig neue Biere herausbringt und es die alten Biere dann irgendwann nicht mehr gibt, informiert Euch am besten in unserem Sortiment nach dem aktuellen Angebot von Fuerst-Wiacek-Bieren in der Craftquelle Bonn.
Weitere Infos zur Brauerei findet Ihr auch direkt bei Fuerst Wiacek.