Jenseits von Corona, Sol und Dos equis hat sich in Mexico eine junge, experimentierfreudige Craft Beer Szene entwickelt. Auf meiner dreiwöchigen Reise durch Mexico konnte ich viele großartige Biere aber auch andere alkoholische Getränke probieren, die meinen Horizont erweitert haben.
Überall in Mexiko sieht man vor allem an den Wochenenden ganze Großfamilien, die mit Kartons und Kühltaschen voll mit Bierflaschen zu Stränden oder Picknickplätzen pilgern, um dort ein Bier nach dem anderen zu trinken. Bier ist das mit großem Abstand beliebteste alkoholische Getränk in der mexikanischen Gesellschaft – fast schon ein nationales Kulturgut. Wein spielt dagegen kaum eine Rolle.
Bei mexikanischem Bier denken die meisten Menschen an den leichten, erfrischenden Geschmack eines hellen Lagerbiers, das gerne mit einer Limettenscheibe serviert wird. Marken wie Corona, Dos Equis und Sol sind weltweit bekannt und beliebt. Mexiko exportiert Bier in rund 180 Länder und gilt als Bier-Exportweltmeister. Größter Exportmarkt für Mexico sind die USA.
Zwei riesige Konzerne beherrschen 90 Prozent des mexikanischen Biermarktes: Cerveceria Modelo (Corona Extra, Modelo, Estrella, Victoria etc.) – eine Tochter von AB InBev, dem größten Bierkonzern der Welt und die andere ist Cerveceria Cuauhtémoc Moctezuma (Sol, Dos Equis XX, Tecate, Indio etc. ) – eine Tochter des zweitgrößten Bierkonzerns Heineken. Beide Konzerne haben ihren Sitz in Europa. AB InBev in Belgien und Heineken in den Niederlanden.
Lebendige Craft Beer Szene in Mexiko City
Doch die Bierkultur in Mexiko ist weitaus vielfältiger als es die internationalen Marken vermuten lassen. In den letzten Jahren hat sich vor allem in Mexiko City, aber auch anderswo eine quirlige Craft Beer-Szene entwickelt, die eine neue Generation von Bierliebhabern und -brauern hervorgebracht hat. Da es unmöglich ist, in wenigen Tagen alle Mikrobrauereien und Craft Beer Bars in Mexico City zu besuchen, muss man sich auf bestimmte Stadtviertel beschränken. Die meisten und besten Bars befinden sich in den angesagten Vierteln Cuauhtémoc, Roma Norte und Condesa. Diese Viertel sind alle vom Zocalo, dem zentralen Platz mit der Kathedrale gut mit dem Taxi oder sogar zu Fuß zu erreichen. Besucht habe ich unter anderem den Brewpub Fiebre De Maltas in Cuauhtémoc. Außerdem In Roma Norte den Biergarten Jardin Chapultepec mit schönem Open-Air-Ambiente und die Brüs Tap Station in einer hippen Markthalle. Der nette Betreiber braut selbst Bier, spricht sehr gut English und kennt sich sogar mit der deutschen Craftbeer-Szene aus. Zudem noch in Condesa die Drunken Dog Craftbeer Bar, die zwar ziemlich teuer ist, da viele dort US-Auswanderer verkehren, aber über ein exzellentes Sortiment verfügt.
Mein Tipp für außerhalb der Innenstadt
Etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt das wunderschöne Viertel Coyovacan. Es handelt sich um ein ehemaliges Künstlerviertel, in dem in den 1920ern unter anderem Frida Kahlo und Diego Rivera gewohnt haben. Auch das Frida-Kahlo und Leo-Trotzki-Museum befinden sich dort. Das Centenario 107 ist ein großes Restaurant und auf den ersten Blick nicht als Biertempel zu erkennen. Das Lokal hat aber rund 150 Biere aus der ganzen Welt im Angebot, darunter auch belgische Biere und viele regionale Spezialitäten. Das zweistöckige Restaurant bietet im ersten Stock einen großen Barbereich, wo man zum Bier auch sehr leckere Pizzen essen kann. Den Trip nach Coyovacan lässt sich super mit einem Besuch der “Schwimmenden Gärten” in Xochimilco verbinden. Eine Fahrt mit den bunten Booten zwischen mexikanischen Familien und Mariachi Kapellen und ein Essen auf dem Boot gehören sowieso in Mexiko City zum Pflichtprogramm.
Beste Wahl bei den Industriebieren
In vielen Bars und Restaurants gibt es kein Craft Beer (span. cerveza artesanal) und man kann nur nur Industriebier bestellen. Die beste Wahl in diesem Fall ist meiner Meinung nach ein Bohemia Obscura oder ein Modelo Negra. Beide Biere sind bernsteinfarben und haben einen für mexikanische Verhältnisse kräftigen, malzigen Geschmack, der ungefähr zwischen einem deutschen Märzen und einem Bayerisch Dunkel liegt.
Pulque und Mezcal
Aber mexikanische Getränke bestehen nicht nur aus Bier. Zwei traditionelle alkoholische Getränke sind Pulque und Mezcal. Pulque wird aus dem Saft der Agavenpflanze hergestellt und war schon bei den Azteken ein wichtiger Bestandteil der Kultur. Pulque hat einen süßsauren Geschmack und einen niedrigeren Alkoholgehalt als Bier. Interessanter Weise wird Pulque nicht durch Hefepilze, sondern durch ein besonderes Bakterium vergoren. Pulque kann nur frisch getrunken werden. Nach einigen Stunden übervergärt der Pulque, wird schwarz und ungenießbar. Deshalb kann Pulque auch nicht gelagert oder transportiert werden und ist außerhalb von Zentralmexikos nicht erhältlich. Der Geschmack liegt irgendwo zwischen Cidre, Lambic und Berliner Weiße. Pulque wird auch gerne mit verschiedenen Früchten und Gewürzen wie Mango, Limette oder Ingwer verfeinert.
Als alter Whisky-Fan war für mich aber auch die Verkostung verschiedener Mezcal-Sorten eine echte Entdeckung und sehr spannend. Mezcal ist eine mexikanische Spirituose mit typischerweise 40 Volumenprozent Alkohol. Mezcal wird aus dem Fruchtfleisch verschiedener Agavenarten hergestellt. Geschmack und Aussehen variieren je nach Art der Agave, der Region sowie der Zubereitung und der Dauer der Lagerung. In Oaxaca – der Hauptproduktionsregion für Mezcal gibt es unzählige Kleinstproduzenten, die Mezcal artesanal herstellen. Vor allem die erdig-rauchigen Sorten haben es mir angetan. Die Zugabe verschiedenster Früchte machen Mezcal artesanal zu einem einzigartigen und vielseitigen Getränk. Mezcal ist ein wichtiger Bestandteil der mexikanischen Kultur und wird gerne zu besonderen Anlässen getrunken.
Die Herstellung von Mezcal
Wie Tequila und Pulque wird auch Mezcal aus der Agavenpflanze gewonnen. In Nahuatl, einer indigenen Sprache der Ureinwohner Zentralmexikos, heißt das Herz der Agavenpflanze “Mezcal” – was übersetzt “Haus des Mondes” bedeutet. Jeder Tequila ist ein Mezcal, aber nicht jeder Mezcal ist ein Tequila. Der Unterschied liegt in der Verwendung unterschiedlicher Agavenpflanzen. Tequila wird ausschließlich aus dem Herz der blauen Agave (Agave Azul) in der Umgebung der Stadt Tequila im Bundesstaat Jalisco und vier weiteren Bundesstaaten hergestellt. Für die Mezcal-Produktion können bis zu 50 verschiedene Agavensorten verwendet werden. Da jede Agavensorte, je nach Anbaugebiet, ganz unterschiedliche Aromen entwickelt, gibt es beim Mezcal wesentlich mehr Geschmacksunterschiede als beim Tequila.
Die Produktion von Tequila und Mezcal unterscheidet sich noch in weiteren wesentlichen Punkten. Für die Herstellung von Mescal wird die Pflanze geerntet, wenn sie reif ist, was in der Regel nach 8 bis 30 Jahren der Fall ist. Die Herzen werden zerkleinert und in einem Erdofen unter freiem Himmel gekocht, um sie weich zu machen und den Saft zu konzentrieren. Dabei entwickeln sich auch die Raucharomen. Die Fermentierung erfolgt traditionell von Hand in offenen Holzbottichen und dauert bis zu 7 Tage. Nach der Fermentierung können beim Mezcal artesanal noch verschiedene Zutaten wie Früchte oder Gewürze hinzugegeben werden, was sich natürlich auf Geschmack und Farbe auswirkt. Anschließend wird der Saft destilliert. Mezcal wird also zumeist mit traditionellen, handwerklichen Verfahren hergestellt und bietet vielfältigere Geschmackserlebnisse als, der zumeist industriell und standardisiert hergestellte Tequila.
Bier, Tequila und Mezcal Tasting geplant
Die vielfältigen Inspirationen, die ich auf meiner Mexico-Reise sammeln durfte, haben mich auf die Idee gebracht, ein Tasting mit mexikanischem Bier (bzw. mexikanisch inspiriertem Craft Beer), Tequila und Mezcal zu veranstalten. Ähnlich wie bei meinem legendären Bier, Gin und Whisky-Tasting werden wir sechs Biere, drei Tequilas und drei Mescals verkosten. Dabei lernt ihr wie die Mexikaner Mescal und Tequila trinken und erfahrt noch mehr über die Herstellung und die Produzenten.
Das Tasting könnt ihr hier buchen.
