Keptinis – Litauens flüssiges Brot

Litauischer Bierstil Keptinis: Das gebackene Kultbier aus dem Baltikum

Wer glaubt, in der Welt der Craft-Biere schon alles gesehen (und getrunken) zu haben, sollte seinen Blick nach Litauen richten – genauer gesagt auf einen der wohl eigentümlichsten Bierstile Europas: das Keptinis. Bei uns weitgehend unbekannt, verbirgt sich hinter diesem Bier eine handwerkliche Tradition, die so urig wie einzigartig ist – und die nur noch wenige Brauer beherrschen.

Beim Brauen eine Keptinis-Bier wird ein Teil der Maische bei hohen Temperaturen in einem Holzkohleofen gebacken.

Was ist Keptinis?

Keptinis heißt auf Litauisch schlicht „gebacken“ – und das ist der Clou: Anders als bei klassischen Bierstilen wird beim Keptinis ein Teil der Maische – also die Mischung aus Malz und Wasser – im Ofen gebacken. Dieser Schritt sorgt nicht nur für einen ganz eigenen Geschmack, sondern verlieh dem Bier auch seinen Namen und nahezu mythischen Ruf.

Litauischer Keptinis Brauer Ramunas Čižas mit historischen Braugeräten

Brauprozess mit Dampf und Feuer

Lars Garshol, norwegischer Bierforscher und Buchautor, beim traditionellen Brauen eines Raw Ale im Rahmen des Braumeister-Camps der Kiesbye-Akademie auf dem Stiegl-Gut-Wildshut bei Salzburg an dem ich 2023 teilgenommen habe.

Traditionell werden nach dem Einmaischen große Malz-Laibe geformt und stundenlang im Holzofen gebacken. Durch hohe Temperaturen – teils über 250 Grad Celsius – karamellisieren die Zucker im Malz und sorgen für intensive Röst- und Karamellaromen. Die Kruste wird im Anschluss aufgebrochen und gemeinsam mit heißem Wasser in den Läuterbottich gegeben. Die Würze wird – anders als bei fast allen anderen Bieren – nicht gekocht, sondern samt Hefe direkt vergoren. Um die nötige Bittere ins Bier zu bringen, wird separat ein Hopfentee gekocht und dem Sud zugegeben: Keptinis ist damit ein sogenanntes „Raw Ale“, ein ungekochtes, naturbelassenes Bier.

Aromaprofil: Brotaromen und Honig
Im Glas präsentiert sich Keptinis meist braun bis dunkel– mit kräftigem Körper, betont malzig und weichem Mundgefühl. Typisch sind komplexe Noten von Brotkruste, Röstmalz, Karamell und Honig, oft begleitet von erdigen und nussigen Nuancen. Je nach Hausrezept und verwendeter Hefe kommen ergänzende Aromen wie Orange, Walnuss oder sogar Banane hinzu. Die Süße ist präsent, die Bittere eher dezent und die Kohlensäure niedrig. Jedes Keptinis variiert – geheimes Familienwissen und Handarbeit prägen den Stil.

Geschichte und Status heute

Ab sofort beim Werksverkauf der Brauwerkstatt/Craftquelle Bonn verfügbar

Keptinis gilt als einer der ältesten überlieferten Bierstile Europas. Das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben, oft nur mündlich. Noch heute gibt es in Litauen einige Familien, die nach alten Rezepten im eigenen Ofen brauen. Erst in den letzten Jahren hat die Craftbier-Bewegung begonnen, Keptinis wiederzuentdecken. Wenige kleine Brauereien (z. B. Ramunas Čižas, Dundulis) halten die Tradition am Leben.

Eine kulinarische Rarität
Wer ein Keptinis probieren möchte, muss entweder reisen – oder Glück bei Festivals oder Spezialbrauereien haben. In Deutschland gibt es bisher nur vereinzelte Experimente. Das liegt auch am aufwendigen Prozess: Viel Ofenplatz, Zeit und Fingerspitzengefühl sind gefragt!

Keptinis jetzt in der Brauwerkstatt erhältlich!

Oder Ihr kommt zum Werksverkauf in die Brauwerkstatt. Ich habe gerade das Keptinis der litauischen Brauerei Sakiškių Alus im Sortiment.

Hier findet ihr außerdem eine Anleitung zum Selberbrauen von Keptinis-Bieren

https://malzknecht.de/rezepte/keptinis-selber-brauen