Vom 21.6. bis zum 23.6. fand in meinem Heimatviertel Bonn-Beuel zum ersten Mal ein “Bierfest” statt. Mit dieser Eventreihe zieht Veranstalter Michael Solms durch viele deutsche Städte. Solms betreibt in Hannover auch eine Craftbeer-Bar mit einer großen Auswahl an internationalen Bierspezialitäten.
Um es vorweg zunehmen: Mir hat das Event in Bonn-Beuel richtig gut gefallen. Und zwar darum:
- Endlich wurde der Rathausplatz in Beuel mal mit einer attraktiven Veranstaltung außerhalb des Karnevals bespielt.
- Weil das Angebot an Craft-Bieren wirklich sehr groß war.
- Weil der Veranstalter auch dem Hobbybrauer-Verein, dem ich angehöre, die Chance gegeben hat, sich zu präsentieren.
- Weil wir solche Veranstaltungen in Deutschland brauchen, um Craftbeer aus der Nische rauszuholen und einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Die hier und da vorgetragene Kritik an solchen Festen kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Die Kritiker beklagen nicht nur, dass die Brauer selbst nicht vor Ort sind, wie etwa beim Festival der Bierkulturen in Köln-Ehrenfeld, sondern dass viele nur ihre Bierfässer schicken und diese dann von ungeschulten Servicekräften ausgeschenkt werden. Klar ist es schöner, mit dem Brauer selbst über das Bier zu quatschen, aber mal ehrlich – das gilt doch nur für die kleine Zahl an Hobbybrauern und Biernerds – zu denen ich mich auch zähle.
Craftbeer-Diaspora Deutschland
Viel wichtiger ist es doch, gerade die Leute an Craftbeer heranzuführen, die noch gar keine Ahnung haben. Und diese Leute brauchen kein Fachgespräch. Dass bei uns in Deutschland der Markt für Craftbeer gerade mal nur ein Prozent des gesamten Biermarktes ausmacht, ist doch vor allem eine Folge der mangelnden Bierauswahl im Gastrobereich. Die größere Nachfrage in Ländern wie Belgien, Skandinavien oder den USA rührt schließlich vor allem daher, dass die Leute dort Craftbeer in entsprechend ausgestatteten Kneipen, Bars und Restaurant erleben und das dann auch zu Hause trinken wollen. Aber solange Kneipen und Restaurants bei uns nicht viel mehr als ein Kölsch und ein Pils auf der Karte haben, fällt dieser Pull bei uns leider aus. Schuld daran sind Unkenntnis und feste Verträge mit Brauereien, die es so auch nur bei uns gibt – ein Teufelskreislauf, der meiner Meinung nach durch solche Feste durchbrochen werden kann.
Meiner Beobachtung nach und nach Aussagen von regionalen Brauern wie Ale-Mania und Toms Hütte, die einen Stand bei dem Fest hatten, hat das in Beuel gut funktioniert. Es kamen viele Leute zum Bierfest, die noch nie ein Craftbeer getrunken haben – und das ist doch klasse!
Davon abgesehen, fand ich die Servicekräfte auch gar nicht so unwissend. Ich habe mich zum Beispiel am Stand von Stone sehr gut mit dem Mitarbeiter dort, der vom Veranstalter kam, über das Berliner Weisse von Stone unterhalten. War vielleicht Zufall – ich weiß es nicht. Aber im Großen und Ganzen fand ich die Veranstaltung sehr gelungen und würde mich freuen, wenn sie nächstes Jahr wieder nach Beuel kommt.